4 Fragen an …
Prof. Dr. Christoph Martin Vogtherr, Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG)
Herr Prof. Dr. Vogtherr, wir feiern 2026 den 300. Geburtstag des Prinzen Heinrich. Was für eine Persönlichkeit war er und was hat den Prinzen Heinrich nach Rheinsberg geführt?
Prinz Heinrich war geprägt durch die Rivalität mit seinem Bruder Friedrich, dem preußischen König bis 1786. Er hat immer wieder versucht, sich eigene Freiräume und Aufgaben zu definieren. Am erfolgreichsten ging das im Bereich der Auftraggeberschaft und der Kultur generell – zu unserem großen Glück. Durch seine internationalen Reisen und seine Kontakte hatte er einen beeindruckenden europäischen Horizont, von dem viele Spuren noch in Rheinsberg zu sehen sind. Er war allerdings auch eine teils schwierige und verbitterte Persönlichkeit, denn die Durchsetzungskämpfe bei Hof hinterließen Spuren. Nach Rheinsberg kam er tatsächlich zunächst aus Zufall, indem er das Landschloss von seinem Bruder erhielt.
Wie hat Heinrich die kulturelle Identität und das Erbe der Region geprägt und welche Bedeutung hat er überregional?
Heinrich hat durch die lange Zeit in Rheinsberg den Ort entscheidend geprägt, durch Bauten und die Erweiterung des Parks. Aber auch durch das intensive Theater- und Musikleben, dass heute in der Musikkultur Rheinsberg weiterlebt. Überregional wird Heinrich immer noch wenig wahrgenommen. Er war aber ein erfolgreicher und fähiger Vernetzer, der Menschen und Ideen zusammenbrachte. Auch das kann man in Rheinsberg gut sehen.
Wie wird er denn heute wahrgenommen?
Für viele ist Heinrich zunächst „der Bruder“. Als eigenständige Person ist er weniger bekannt, doch hat sich das in den vergangenen Jahren schon etwas geändert. Durch seine Präsenz im Schloss und die Forschungen gerade zum letzten Jubiläumsjahr 2002 im Rahmen seines 200jährigen Todestages, ist er sehr viel sichtbarer und bekannter geworden. Aus heutiger Sicht ist besonders sein europäischer Horizont faszinierend. Er war international Reisender, Politiker und Kunstsammler. Nach der Französischen Revolution waren im Schloss Bekannte untergebracht, die aus Frankreich geflohen waren. Das Schloss war gerade zu dieser Zeit ein transnationaler Ort.
Welche Maßnahmen ergreift die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, um die Erinnerung an Prinz Heinrich lebendig zu halten?
Im Schloss Rheinsberg ist Prinz Heinrich wieder erlebbar geworden; in vielen Räumen kann man seine Lebenswelt ganz unmittelbar erfahren. Seit der Übernahme des Schlosses durch die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten haben wir es geschafft, diese Räume wiederherzustellen und auch wichtige Objekte der originalen Einrichtung nach Rheinsberg zu bringen, darunter Neuerwerbungen und Leihgaben. Zuletzt konnten wir im Jahr 2025 die Bibliothek des Prinzen einrichten, um dort regelmäßige Ausstellungen zu veranstalten. Im Jahr 2026 aber, zum Jubiläum des Prinzen, bieten wir vielen regionalen Initiativen und Ideen ein gemeinsames Thema. Dann wird Rheinsberg ein besonders lebendiger Ort der Auseinandersetzung mit dieser historischen Figur.