Grußwort
Schirmfrau Prof. Dr. Ulrike Liedtke, Präsidentin des Landtages Brandenburg
Herzlich willkommen zu h300!
Prinz Heinrich gehört nach Rheinsberg – oder auch nicht? Vierzehn Jahre jünger als sein königlicher Bruder bekam er 1744 das Schloss Rheinsberg von Friedrich II. geschenkt. Frisch verheiratet zog er ein. „Ich bin in meiner Hütte so glücklich, dass ich nicht mit dem Großmogul tauschen möchte.“ Das waren die Sommermonate, den Winter verbrachte er in seinem Berliner Palais, bald schon getrennt von seiner Frau, jeder in einem Flügel mit eigenem Eingang der heutigen Humboldt-Universität. Aber oft lebte er weder in Rheinsberg noch in Berlin.
Der König wusste, was er an seinem Bruder hatte – einen strategisch klugen Feldherrn und hoch geschätzten Diplomaten. Schon vierzehnjährig machte Heinrich erste Kriegserfahrungen, wie schrecklich. Später kämpfte er auf Schlachtfeldern quer durch Europa, erfuhr Siege, Niederlagen, immer Verluste. In politischem Auftrag reiste er nach Stockholm, St. Petersburg, Versailles und Paris, verhandelte mit Zarin Katharina über den Türkisch-Russischen Krieg, die erste polnische Teilung, stellte mit Frankreich den Frieden von Basel her und sorgte im sächsischen Freiberg für die Beendigung des Siebenjährigen Krieges. Alles für die neue Großmacht Preußen. Als König von Polen oder gar Amerika war er vorgeschlagen worden.
Zwischendurch spielte er Geige – zumindest konnte er es -, deklamierte und schrieb Theaterstücke für sein neu erbautes Französisches Komödienhaus in Rheinsberg, dessen Spielplan er viel moderner gestaltete als der König an der Oper Unter den Linden, freilich immer in Konkurrenz um Gesangsstars. Der Aufklärung zugewandt, erkannte er die Bedeutung der Französischen Revolution und warb für Frieden mit Frankreich. Beaumarchais hatte er kennengelernt, vielleicht sogar seinen „Barbier von Sevilla“ und die Opernvertonung von Paisiello, auch Grétry hatte er getroffen in Paris. Folgerichtig stehen Stücke von ihnen auf dem Spielplan der Kammeroper Schloss Rheinsberg im Heinrich-Jahr. Gartenfeste im Kerzenschein, neckische Maskenspiele und Rokoko-Tanz im Heckentheater würden passen, die kundige Schlossführung durch historische Räume und der entspannte Spaziergang am Seeufer, vorbei am Orangeriepavillon und der Feldsteingrotte zum Obelisken, neugierig auf Blüten und Steinvasen im Lustgarten. Wer mehr wissen will ist eingeladen zur wissenschaftlichen Auswertung von Dokumenten aus heutiger Sicht, Wissenskommunikation, Lehren aus der Geschichte.
Viele Fragen tun sich auf: Was begeisterte Prinz Heinrich am Garten, an der damals neuen Musik, war ihm der frische Wind deutscher Singspiele seiner Kapellmeister bewusst? Wie beschwerlich erlebte er die Reisen? Welchem Regierungschef vertraute er? Fühlte er sich schuldig in Schlachten um Landnahme? Wie hat er Frieden verhandelt?
Manches verstört an seiner Biografie, anderes verlangt Bewunderung ab, etwa die Netzwerke des 18. Jahrhunderts als Anregung in einer globalisierten Zeit, die Bewältigung politischer Umbrüche, sein Vordenken ohne eigene Herrschaft, das Gespür eines Staatsmannes für Kunstsammlungen, bei der Wahl seiner Künstler, Architekten und Gartenbaumeister. „Mein Garten ist zauberhaft, und meine Zimmer sind jetzt herrlich und bequem“, schreibt er über seinen Rückzugsort vom Weltengetümmel. Also doch ein 300jähriger Rheinsberger!
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Herzlichst
Ihre Prof. Dr. Ulrike Liedtke
Präsidentin des Landtages Brandenburg und Schirmfrau h300